TERRA.trail 03 - Kreuz und Quer durch die Erdgeschichte

Logo TERRA.trail 03 - Kreuz und Quer durch die Erdgeschichte
Logo TERRA.trail 03 - Kreuz und Quer durch die Erdgeschichte
Tourdaten
32,16km
69 - 146m
Distanz
196hm
196hm
Aufstieg
02:15h
 
Dauer
Kurzbeschreibung

„Kreuz und quer durch die Erdgeschichte“ geht es auf dieser Tour, die in das nördliche Osnabrücker Hügelland führt. Hier, südlich des Wiehengebirges, haben die Bewegungen der Erdkruste sehr alte Gesteinsschichten an die Oberfläche gehoben. Eiszeitgletscher schoben sich später über diese Schichten und hinterließen wiederum ihre eigenen Spuren.

Schwierigkeit
mittel
Bewertung
Technik
Kondition
Landschaft
Erlebnis
Ausgangspunkt

Wanderparkplatz "Gattberg", Icker Landstraße, 49191 Belm

Wegverlauf
Vehrte
7,2 km
Kortlüke
10,9 km
Kath. Kirchengemeinde Icker - Schmerzhafte Mutter
13,4 km
Icker
13,5 km
Buffethaus Hawighorst
13,9 km
Ostenort
16,0 km
Pizzaria Rialto
18,0 km
Rulle
18,4 km
Icker
30,7 km


Beste Jahreszeit
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Beschreibung

Kurze, knackige Route mit vielen kurzen und steilen Steigungs- und Gefällestrecken. Die Wege sind bis auf Ausnahmen relativ gut befestigt.

 

Wichtiger Hinweis: Der TERRA.trail 3 ist nur in Fahrtrichtung gegen den Uhrzeigersinn beschildert. Es ist mit waldtypischen Gefahren zu rechnen, wie mangelnde Stand-/ Bruchfestigkeit von Bäumen oder matschigen Wegen mit tiefen Fahrspuren. Das Befahren des Trails erfolgt auf eigene Gefahr.

 

Los geht's!

An der Landstraße zwischen Belm und Icker liegt im Wald ein Parkplatz, von dem aus wir unsere Tour starten. Zunächst geht es gut 200 Meter in südlicher Richtung (Richtung Belm), bevor wir auf der gegenüber liegenden Straßenseite in einen Waldweg einbiegen. Je nach Witterung hat dieser Weg manchmal so seine Tücken, er ist aber die einzige Möglichkeit, zu unserer ersten  Station zu kommen. Wer die Augen offen hält, dem fällt auf, dass links und rechts des Weges (manchmal auch im Weg) immer wieder dicke, rundliche Steine aus der Erde gucken. Wir durchqueren nämlich gerade das Naturschutzgebiet „Steinernes Meer“. Der Name mag zwar etwas übertrieben klingen, die Häufung von Findlingen ist hier auf dem Gattberg aber schon etwas Besonderes. Auf der Kuppe des Gattberges biegen wir rechts ab und sehen kurz darauf links unser erstes Ziel: den Butterstein (1).  Auf 70 Tonnen wird dieser Granitbrocken geschätzt. Er ist, wie praktisch alle Findlinge in dieser Gegend, ein gebürtiger Skandinavier, der vor rund 200.000 Jahren mit den Gletschern der vorletzten Kaltzeit einwanderte. Als die Gletscher schmolzen, blieb er zusammen mit den vielen anderen Findlingen hier auf dem Gattberg liegen. Übrigens: Der Name „Butterstein“ hat (wer hätte das gedacht?) seinen Ursprung vermutlich in einer Sage. Demnach soll sich hier der Teufel mit einer Marktfrau angelegt haben. Die Marktfrau hatte ein dickes Stück Butter dabei, das sie auf dem Markt verkaufen wollte. Der Teufel hatte sich verkleidet und wollte der Frau die Butter abkaufen. Er schnitt sich zum Probieren ein Stück aus der Butter heraus und versuchte dann, den Preis zu drücken. Er behauptete, die Butter würde nichts taugen. So gerieten die beiden aneinander und das Ganze endete damit, dass der Teufel die Frau samt Butterstück in einen Stein verwandelte. (Wo die steinerne Marktfrau geblieben ist, ist leider nicht überliefert). Viele Findlinge bestehen aus Granit. Genauso wie manche Fensterbänke, Bodenfliesen, Pflastersteine oder – wenn man‘s sich leisten kann - Arbeitsplatten in der Küche. Egal ob Findling oder Fliese: Typisch für den Granit ist sein gepunktetes Aussehen. Und wie kommt der Granit an seine Punkte?  Dass die Erde innen teilweise aus flüssigem Gestein besteht, ist heute allgemein bekannt. Wenn dieses Flüssiggestein ziemlich dicht unter der Erdkruste sitzt oder sogar durch Spalten und Ritzen von unten in die Erdkruste eindringt, kühlt es dort ab und erstarrt. Das kann aber locker ein paar tausend Jahre dauern, also viel länger als wenn es ganz an die Oberfläche kommt (wie bei Vulkanen). Nun besteht ein Gestein, egal ob flüssig oder fest, aus bestimmten chemischen Verbindungen. Wenn die erstarren, werden daraus Mineralien. Und je mehr Zeit sie zum Erstarren haben, desto größer werden die einzelnen Mineralkörner. Ein Granit besteht also aus lauter einzelnen, ziemlich großen Mineralkörnern, die ganz fest miteinander verbunden sind. Diese Körner (lateinisch: Granum – das Korn) erscheinen uns an der Oberfläche als Punkte. Typisch für Granit sind die Mineralien Feldspat, Quarz und Glimmer... („...die drei vergess‘ ich nimmer“ ist der dazugehörige Merksatz der Geologen.)

Wir folgen dem Weg nach Süden vom Berg hinunter. Wenn es in den letzten Tagen geregnet hat, bekommt Ihr Fahrrad jetzt vielleicht eine kleine Matschdusche von unten. Lassen Sie sich davon nicht allzu sehr stören, prägen Sie sich lieber die rötliche Farbe des Schlamms ein. Sie wird uns gegen Ende der Tour noch einmal begegnen.

Die Route führt uns weiter unter der Bahn hindurch zur Bundesstraße 51. Gut 50 Meter weiter rechts überqueren wir sie und fahren geradeaus auf die Ortslage Astrup zu. Hier stoßen wir auf unser nächstes Ziel: Die Astruper Mergelgrube (2), die als Naturdenkmal unter Schutz steht. Während uns der Butterstein verriet, dass diese Gegend in der Eiszeit von den Gletschern besucht wurde, finden wir hier Spuren aus der Zeit unmittelbar vor dieser frostigen Periode. Als man sich in der Erdgeschichte noch nicht so gut auskannte, unterteilten die Franzosen die Vergangenheit in nur vier Epochen: Das „Primaire“, das „Secondaire“, das „Tertiaire“ und das „Quartaire“. Die letzten beiden Begriffe wurden bis heute beibehalten, die ersten beiden Zeitabschnitte wurden in zehn neue unterteilt, die alle eigene Namen bekamen. Das Tertiär endete vor ca. 2 Millionen Jahren mit dem Beginn der Eiszeit. Es begann vor etwa 65 Millionen Jahren. Die Saurier waren inzwischen ausgestorben und die Säugetiere hatten eine riesige Vielfalt an teilweise recht seltsamen Arten entwickelt. Das Klima war warm und die Gegend, durch die wir jetzt fahren, war - wie schon in früheren Zeiten - wieder einmal Küstenregion. Hin und wieder wurde diese Idylle allerdings von größeren Erdbeben gestört: 600 Kilometer von hier machten nämlich die Alpen gerade die letzte große Phase ihrer Auffaltung durch und auch den Teutoburger Wald und das Wiehengebirge, an dessen Südseite wir uns hier befinden, gab es vermutlich noch nicht allzu lange. Dass sie aber schon existierten, verraten uns die Steine, die an dieser Stelle zu finden sind. Wer sich etwas weiter in das Waldstück hineinwagt und sich dann rechts hält, kommt an den Rand der eigentlichen Grube. Achtung, Naturschutzgebiet. Bitte Rücksicht nehmen! Hier kann man das weiche, krümelige Gestein sehen, dass sich damals an diesem Küstenstreifen als lockerer Sand ansammelte. Sieht man genau hin, erkennt man viele kleine gelbe, schwarze, grünliche und graue Körner, die nur lose miteinander verbacken sind. Diese Krümel sind nichts weiter als der karge Rest dessen, was die Meeresbrandung aus den älteren Gesteinsschichten machte, aus denen hier vorher der Küstenboden bestand. Weil diese Schichten nicht mehr flach lagen, sondern schräg standen, hatte das Meer damit ein leichtes Spiel.

Eine dieser alten Gesteinsschichten treffen wir wieder, wenn wir nun der Route nach Norden in den Belmer Ortsteil Vehrte folgen. In einem Waldstück, nur wenige hundert Meter unterhalb des Wiehengebirgskammes, liegt die „Schwarzkreidegrube (3)“ von Vehrte. Das mit der „Schwarzen Kreide“ ist strenggenommen natürlich Unsinn – mit Kreide hat dieses weiche Tongestein herzlich wenig zu tun. Tonigen Faulschlamm haben wir hier vor uns – Faulschlamm, der sich vor knapp 180 Millionen Jahren (in der unteren Jura-Zeit) auf dem Meeresgrund sammelte, weil das Meerwasser sehr wenig Sauerstoff enthielt. So richtig schwarz wurde dieses Material aber erst, als Millionen Jahre später so richtig erhitzt wurden. Spezialisten vermuten, dass unter dem Norden von Osnabrück der „Bramscher Pluton“ entstand. Eine Magma-Blase, inzwischen erkaltet, die bei den über ihr liegenden Schichten für ordentlich Hitze sorgte und die ölartigen Substanzen im Gestein zum Teil in reinen Kohlenstoff verwandelte.

Nur ein kurzes Stück weiter haben wir die Gelegenheit, noch einmal einen Zeitsprung zurück in die Steinzeit zu machen. Darf man den Namen der beiden Großsteingräber trauen, denen wir jetzt begegnen, kommen wir offensichtlich in Teufels Küche: Links des Weges führt ein schmaler Pfad auf eine Baumgruppe zu, in der sich „Teufels Backofen“ (4) befindet. Um zum zweiten Steingrab zu kommen, folgen wir unserer Route gut 100 Meter weiter und finden auf der rechten Seite „Teufels Backtrog“ (4). Beides sind unvollständige Steingräber, bei denen nur wenige der Trag- und Decksteine noch in ihrer ursprünglichen Position liegen. Laut Sage herrschte in dieser Gegend früher der Teufel und nutzte die beiden Steindenkmale als Bäckerstube.

Zurück auf der Straße geht es hinab in die Aue der „Nette“, ein Flüsschen, dem wir später noch einmal begegnen werden. Wir durchqueren Vehrte und kommen direkt nach Verlassen des Ortes zu unserer nächsten Station Steingeschichte Vehrte (5). Schön sind hier die vielfältigen, regionalen Gesteinsarten präsentiert.

Nach etwa zwei Kilometern rollen wir an einem Neubaugebiet vorbei auf den Ortskern von Icker zu. Bei guter Sicht ist von dieser Gefällestrecke aus halb links in der Ferne der Piesberg mit seinen vier Windrädern zu sehen. Unsere nächste Station ist die Kirche von Icker (6). „Schmerzhafte Mutter“ heißt die Kirchengemeinde, für die hier im Jahre 1922/23 ein Kirchenbau im neubarocken Stil errichtet wurde. Diesen Stil findet man im Osnabrücker Land nur selten – typischer ist eigentlich die Gotik. In den zwanziger Jahren gab es aber einen allgemeinen Trend zur Modernisierung, der hier voll aufgegriffen wurde. Die gelben Kalksteine, aus denen das Mauerwerk der Kirche besteht, wurden nur wenige hundert Meter von hier in einem Steinbruch abgebaut, von dem heute allerdings nichts mehr zu sehen ist. Wie so oft, kann man auch hier von den alten Bauwerken Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Untergrundes ziehen. Die gleichen Steine wurden nämlich auch an vielen anderen ickeraner Gebäuden verbaut. An einigen davon kommen wir  noch vorbei.

Wir verlassen Icker in Richtung Westen und biegen nach wenigen hundert Metern nach rechts von der Hauptstraße ab. Das Niederungsgebiet, in das uns die Straße führt, beherbergt wieder die „Nette“ (wird hier auch „Ruller Flut“ genannt), der wir in einiger Entfernung flussabwärts in Richtung Westen folgen. Dieser breite Talzug trennt das Wiehengebirge (rechts von uns) von dem hügeligen Gebiet rund um Rulle (links von uns). Dass wir hier so gemütlich durch ein ebenes Tal radeln dürfen verdanken wir – wieder einmal – der Erdgeschichte: Unter uns befinden sich nämlich Gesteinsschichten aus weichem Tonstein, der im Laufe der Zeit durch die Verwitterung zersetzt und vom Regen fortgespült wurde. So entstand hier eine Niederung. Die harten Steine links und rechts dagegen blieben als Berge in der Landschaft stehen. So einfach ist das.

Nach einer Weile verlassen wir das Tal und durchqueren den Wallenhorster Ortsteil Rulle. Hier passieren wir auch das Kloster Rulle. Dieses Zisterzienserinnenkloster (schwieriges Wort) hat seinen Ursprung in einem „Blutwunder“, dass sich hier im Jahre 1347 ereignet haben soll.

Einige Hügel und Kurven später führt der Weg zu den „Östringer Steinen“ (7).  Ein weiteres Mal treffen wir hier auf zwei Steingräber im Doppelpack. Die langgestreckten Bauwerke (16 und 20 Meter) liegen in diesem Fall unmittelbar nebeneinander und sind ein wenig zugewachsen. Hier ist auch ein kleiner Rastplatz zu finden – und ein kleines Päuschen haben wir uns ja wohl verdient.

Unter den asphaltierten Straßen zählt der Streckenabschnitt, der uns jetzt erwartet, zu den schönsten im ganzen Naturpark. Wir fahren von Süden her in denjenigen Teil des Nettetals hinein, der sich tief in das umliegende Gestein eingeschnitten hat. Die Straße führt dicht an der Böschung entlang und nach links öffnet sich immer wieder der Blick auf die Aue der Nette. Während nach etwa einem Kilometer links „Knollmeyers Mühle“ zu einer etwas ausgiebigeren Rast einlädt, kann der kulturell interessierte rechts oberhalb der Straße (zu Fuß) die Reste der frühmittelalterlichen „Wittekindsburg“ (8) besichtigen. Wer sich bei einer Burg ein gewaltiges Bauwerk mit Türmen und Schießscharten vorstellt, wird sicher etwas überrascht sein. Um diese Burg zu verstehen, muss man schon etwas genauer hinsehen. Dann kann man zum Beispiel herausfinden, dass es eine Hauptburg und eine Vorburg gab, einen runden Turm in der Südwest-Ecke und einen eckigen an der Nordost-Ecke sowie diverse Wälle und Gräben, Mauern und Durchlässe. Mit etwas Fantasie kann man sich vorstellen, wie hier vom späten 8. Jahrhundert an Menschen vor Angriffen Zuflucht fanden.

Nach Norden verläuft ein Schotterweg aus dem Nettetal heraus und führt uns auf die Kuppe einer Anhöhe, von der aus wir einen guten Blick über die zuvor durchfahrene „Ruller Flut“ bis hinüber zum Wiehengebirge haben (erkennbar an dem großen Fernsehturm). Wem die Oestringer Steine nicht gereicht haben, der findet gut 300 Meter weiter links (Richtung Westen) abseits der Route noch ein weiteres Grab: die Helmichsteine. Hier haben wir eine ost-west gerichtete, lange Steinkammer vor uns, die leider nicht mehr vollständig ist.

Durch ein kleines Waldstück führt ein holpriger Weg den Berg hinauf zur nächsten Station. Der Steinbruch „Ruller Loh“ (9) ist in zweierlei Hinsicht interessant: Einerseits finden wir hier das Material, aus dem so viele Bewohner dieser Gegend ihre Häuser gebaut haben, im Urzustand wieder, andererseits ist auch dieser Steinbruch ein „Fenster in die Erdgeschichte“. Die Gesteinsschichten sind in Schräglage nach Norden geneigt und bestehen aus einem harten Kalkstein, der häufig gelb wird, wenn er verwittert. Auch jetzt kann man sich noch gut vorstellen, dass sich aus diesen Steinbruchwänden relativ leicht größere Blöcke mit fast rechten Winkeln brechen ließen, die sich prima zum Bauen eigneten. Die Entstehungszeit dieses Gesteins liegt inzwischen ca. 240 Millionen Jahre zurück. Diese Zeit wird die „Muschelkalk-Zeit“ genannt. Jetzt aber nicht gleich nach Muscheln suchen! In unserer Gegend war das Meer, auf dessen Grund sich in dieser Zeit der Kalkschlamm sammelte, nämlich eher weniger dicht besiedelt. Vielmehr gab es sehr viel Kalk, der im Wasser aufgelöst war und sich erst in Stein verwandelte, als das Wasser anfing zu verdunsten. „Ausfällung“ nennt man das und jeder kennt es von den Kalkflecken im Badezimmer. Als all das passierte, gab es im Übrigen das Wiehengebirge noch gar nicht. Das entstand erst viel später, und mit ihm zusammen wurden auch diese Kalksteinschichten schräg gestellt.

Es gibt in der Geologie ein einfaches Gesetz, das für unser nächstes Wegstück interessant ist: Junge Gesteinsschichten liegen oben, alte Gesteinsschichten unten. Das heißt, wenn wir Steine finden wollen, die noch älter sind als dieser gelbe Kalk, müssen wir irgendwie unter diese Schichten kommen. Weil die Schichten ja nach Norden geneigt sind, ist das auch ganz einfach, sogar ohne Schaufel: Wenn wir nach Süden fahren, müssten wir dort älteres Gestein finden. Und genau das tun wir jetzt. Aufgepasst! Wer Glück hat, kann auf dem ersten Acker links der Straße eine spannende Entdeckung machen! Wenn hier nämlich gerade frisch gepflügt wurde, bzw. noch nichts angebaut ist, kann man erkennen, das der Acker im oberen Teil gelblich, im unteren dagegen rötlich gefärbt ist. Was wir hier sehen, ist eine „Schichtgrenze“ zwischen dem jüngeren (gelben) und dem älteren (roten) Gestein, die sich sozusagen bis an die Oberfläche durchgepaust hat.

Wer kein Glück hatte, bekommt das nächstältere Gestein trotzdem zu sehen: Unten im Tal sind an der linken Straßenböschung auffällig rote Tonsteine (10) zu finden, die nochmal rund 5 Millionen Jahre älter sind als der Muschelkalk-Stein. Während in der Muschelkalk-Zeit schon alles überflutet war, befand sich das heutige Naturparkgebiet in der vorherigen Epoche in einer trockenen Ebene, die von Gebirgen umgeben war. Von diesen Gebirgen brachten die Flüsse Sand und Ton in die Ebene und beides blieb hier in Flussbetten und am Boden kleinerer Seen liegen. Aus diesem Sediment wurden später die Steine, die wir jetzt aus der Böschung buddeln können. Aber warum in aller Welt diese rote Farbe? Es muss extrem heiß gewesen sein in dieser Zeit, so heiß, dass sich das Eisen, das im Schlamm enthalten war, mit dem Sauerstoff in der Luft verband. Die einen nennen das „oxidieren“, wir nennen es vorsichtig „rosten“, auch wenn unser Chemielehrer damit nicht ganz einverstanden wäre. Und so, wie das Autoblech beim Rosten rot wird, wurde auch dieses Gestein mit der Zeit rot, weil es Eisen enthält. Etwa 150 Meter weiter gibt es links einen kleinen Steinbruch, der als Naturdenkmal geschützt ist. Hier sind die roten Gesteinsschichten noch etwas besser zu erkennen. Knallrot: Die Epoche, in der dieses rote Gestein entstand, wird nicht zufällig die „Buntsandstein“-Zeit genannt. Festen Sandstein haben wir hier zwar nicht vor uns, bunt ist das bröckelige Material aber tatsächlich. Weil der Tonstein zu Bauzwecken nicht geeignet ist, gibt es in diesen Schichten nur sehr wenige Steinbrüche. Entsprechend wertvoll sind diese Wenigen dann für die Geologen. Ach ja, erinnern Sie sich? Der rote Weg am Butterstein zu Beginn der Tour? Hier bestand der Boden aus dem gleichen Gestein.

Denjenigen, der zum Schluss der Tour noch ein bisschen tiefer in die Erdgeschichte eintauchen will, wird die letzte Station interessieren: das Icker Loch (11). Wir erreichen diesen kleinen, fast kreisrunden See, wenn wir an der T-Kreuzung links abbiegen und nicht zu schnell den Berg hinunter fahren. Denn an der tiefsten Stelle sehen wir links an der Straße, von Bäumen umringt, das sagenumwobene Icker Loch. Es war der 22. April 1782. Da senkte sich an dieser Stelle die Erde ab und es entstand ein Loch im Boden, das sich mit Wasser füllte. Noch mehrere Tage lang brach immer wieder Erde von der Uferböschung ab und stürzte in den Tümpel. Irgendwann schließlich hörte der Spuk auf und der See behielt die Form, die er jetzt auch noch hat. Was war geschehen? Wie man inzwischen weiß, gibt es unter Osnabrück und der Umgebung stellenweise Gesteinsschichten, die aus Kalk bzw. Gips bestehen. Solche Schichten entstanden in verschiedenen Epochen der Erdgeschichte. Weil Kalk und Gips dazu neigen, sich im Wasser aufzulösen, entstehen in solchen Gesteinsschichten manchmal Höhlen. Der Einsturz einer solchen Höhle kann sich an der Oberfläche dann als ein sogenannter „Erdfall“ bemerkbar machen. So hier geschehen vor gut 230 Jahren. An der roten Farbe der umliegenden Äcker können wir sehen, dass wir uns hier offensichtlich immer noch auf dem Niveau der roten Gesteinsschicht befinden, die wir an der letzten Station kennen gelernt haben. Und ohne auch nur ein einziges Körnchen Gips zu finden, können wir dank des Icker Loches doch Vermutungen anstellen, wie es in der „Perm-Zeit“, vor 255 Millionen Jahren hier aussah. Aus dieser Zeit müsste nämlich die nächst ältere Schicht stammen, die – wie wir ja jetzt wissen – eine Etage tiefer liegen muss. Gips lagert sich immer dann auf dem Meeresgrund ab, wenn das Wasser in heißem Klima recht schnell verdunstet. Denkbar ist zum Beispiel, dass hier eine große Bucht an einer Meerenge vom Ozean getrennt wurde und austrocknete.

Der nächste Kilometer fordert noch einmal unsere Waden, dann erreichen wir aber bereits die Straße, die uns direkt zum Parkplatz zurückführt. Wer jetzt vollends den Überblick über die vielen Erdzeitalter verloren hat, der kann sich in der Tabelle bei den Fotos noch einmal einen Überblick verschaffen.

 

Wenn Ihnen die Tour gefallen hat, probieren Sie doch mal die anderen TERRA.trails. Oder stöbern Sie einfach auf unserer Website. Haben Sie weitergehende Fragen zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten? Auch dann helfen wir Ihnen natürlich gerne weiter.

Höchster Punkt
146 m
Zielpunkt

Wanderparkplatz "Gattberg", Icker Landstraße, 49191 Belm

Höhenprofil
© outdooractive.com

Ausrüstung

Helm, verkehrssicheres Rad, Fahrradkarte und/oder GPS Navigator ...

Sicherheitshinweise

Bitte achten Sie auf Wanderer und andere Verkehrsteilnehmer.

Zusatzinfos

Natur- und Geopark TERRA.vita

Am Schölerberg 1

49082 Osnabrück

Telefon: 0541/501 4217

Telefax:0541/501 4424

Email: info@geopark.terravita.de

Internet: www.geopark-terravita.de


Parken

Der Start der Tour befindet sich direkt an einem Wanderparkplatz.


Autor

Gesamtbewertung

5

0

%

4

0

%

3

0

%

2

0

%

1

0

%

Error
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte versuche es erneut.
Vielen Dank für deine Bewertung

Bewertung wurde gelöscht

GPS Downloads
  • GPX GPS Exchange Format (XML)
  • KML Google Earth, Google Maps
QR Download Codes für Mobiltelefone

Allgemeine Infos

Kulturell/Historisch
Flora
Aussichtsreich
Weitere Touren in den Regionen

Beliebte Touren in der Umgebung

Rund um Wallenhorst

mittel Radfahren
37,26km | 191hm | 02:33h

Hufeisen-Route

mittel Radfahren
103,5km | 656hm | 07:14h

Kirsch-Radroute

mittel Radfahren
27,19km | 302hm | 02:03h

TERRA.trail 13 - Rund um Stahl und Kohle

mittel Radfahren
28,95km | 222hm | 02:02h