Die Auswirkungen des Meeresklimas auf die Gesundheit sind enorm vielfältig. In der Behandlung von Allergien, Lungen- und Hauterkrankungen sind sie schon seit langem bekannt und nachgewiesen. Dass auch Menschen mit Schlafstörungen davon profitieren können, ist neu. Jüngste Untersuchungen zeigen nämlich, dass Ein- und Durchschlafstörungen sich allein durch einen mehrwöchigen Aufenthalt im Nordseeklima dauerhaft reduzieren lassen und dass die Tagesbefindlichkeit – das Gefühl, wach, frisch und ausgeschlafen zu sein – sich dadurch für mindestens sechs Monate deutlich verbessert.

Das Meer, die Küsten, Strände und Inseln faszinieren uns Menschen schon seit alters her – sei es als Lebensraum oder als Freizeit- und Urlaubsort zur Wiederherstellung und Erhaltung unserer Gesundheit. Dabei hat die Nutzung der heilsamen Wirkungen des Meeres eine jahrhundertealte Tradition, die seit Mitte des letzten Jahrhunderts durch zahllose Studien belegt und gesichert ist.
Krankheitsvorbeugend und gesundheitsfördernd wirken Bäder im Meer, das Einatmen des maritimen Aerosols (kleine Salzwassertröpfchen in der Luft) in der Brandungszone und natürlich auch der stets vorhandene Wind. Das Baden im Meer hat positive Auswirkungen auf Kreislauf, Gelenke, Immunsystem, Muskulatur und die Wärmeregulation des Körpers.

Das Aerosol erreicht sowohl die Atemwege als auch die Hautoberfläche. Der Wind entzieht dem Körper Wärme, wodurch Mikrozirkulation, Immunsystem und Energiestoffwechsel angeregt werden. Und schließlich bewirkt die erhöhte UV-Strahlung eine ganze Reihe von Reaktionen in der Haut und im Immunsystem. Diese Effekte hängen natürlich von der klimatischen Region, der Meerwasserzusammensetzung und den geografischen Gegebenheiten ab, die weltweit variieren.

Als Reizklima bezeichnet man einen Klimatyp, der Stoffwechsel und Immunsystem anregen oder reizen soll und somit für bestimmte Erkrankungen ein bedeutsamer Heilfaktor sein kann. Als Region mit Reizklima gilt neben der Ost- und Nordsee auch das Hochgebirge. Die Nordseeküste verdankt ihren Ruf als Reizklimagebiet dem häufigen und im Vergleich zum Festland stets vermehrten Wind, aber auch den häufigen Wetterumschwüngen, die an schnell wechselnde Windrichtungen gebunden sind. Die Windstärke ist im Jahresmittel mehr als viermal so stark wie im Binnenland (beispielsweise in Hannover).

Der Wind, der über das Meer streicht und Wellengang hervorruft, reichert die Luft über dem Wasser und am Ufer, wo sich die Wellen schäumend brechen und die Brandung den Spülsaum in Bewegung hält, mit Aerosol an. Hierbei gilt das physikalische Prinzip, dass die bewegte Luft die Inhaltsstoffe des Meeres aufnimmt. Zur Wirksamkeit des Aerosols trägt auch die Salzkonzentration bei: Im Vergleich zur Ostsee weist die Nordsee einen dreimal höheren Salzgehalt auf, der die Atemwege effektiv reinigt und stimuliert und die Atmung erleichtert.

Einen weiteren Reiz übt das bewegte Wasser auf Badende und Spaziergänger aus, die sich an der Wasserkante bewegen. Ebbe und Flut verlagern den Spülsaum im Sechseinhalbstundentakt mit einem Tidenhub (Unterschied zwischen höchstem und tiefstem Wasserpegel) von 2,45m. Auch die UV-Strahlung ist wegen der flachen Umgebung an der Nordsee als Streustrahlung aus dem Horizont tagsüber – selbst bei bedecktem Himmel – gegenüber Festland- und Großstadtverhältnissen drastisch erhöht.

Der therapeutische Nutzen all dieser Faktoren liegt unter anderem in ihrer abhärtenden Wirkung, die freilich erst dann zum Tragen kommt, wenn diese Reize über Tage und Wochen wirksam werden. Neben den Reizwirkungen verfügt die Nordsee aber auch über "Schonfaktoren“. Sie bietet eine ganze Reihe von Entlastungen, die bislang nur wenig thematisiert wurden – z. B. die fehlende Wärmebelastung im Sommer, die fehlenden schwülen Tage und die geringe Anzahl an Frosttagen, die bei zirka 40 pro Jahr liegt. Im Vergleich dazu weist beispielsweise Mannheim70 und der Harz 99 Frosttage auf. Außerdem gibt es an der Nordsee keine übermäßig heißen oder schwülen Sommertage, die in Ballungsgebieten zu Hitzebelastungen führen und Herz, Kreislauf und Stoffwechsel belasten. Im Winter sind die Tage aufgrund der Meerestemperatur, die selten unter null Grad sinkt, und der Wärmespeicherkapazität des Meeres insgesamt milder.

Auch die Allergen- und Schadstoffarmut in der Atemluft trägt zur Entlastung bei. Pollenallergiker kennen das Problem der tränenden Augen oder der laufenden Nase, die insbesondere die Nachtruhe beeinträchtigen: An der Nordsee können sie im wahrsten Sinn des Wortes „aufatmen“. Die Schadstoffarmut ist auf den minimalen bis fehlenden Autoverkehr auf den Nordseeinseln zurückzuführen. Die Lärmbelastung, die für Menschen im Großstadtbereich, in Autobahnnähe oder Einflugschneisen fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist, fehlt auf den Inseln ebenfalls fast völlig, was eine ungestörte Nachtruhe gewährleistet. Außerdem stellt die Ruhe und Einsamkeit, die sich an kilometerlangen, weißen Sandstränden oder in den Dünen erleben lässt, für viele Menschen einen enormen Erholungsfaktor dar. So können sie sich zumindest für eine Zeitlang aus einer beruflichen, häuslichen oder familiären Tretmühle befreien und wieder zu sich selbst finden. Unterschiedliche Entspannungstechniken, Meditation, Achtsamkeitsübungen oder Spiritualität lassen sich im Milieu von Dünen und Strand naturnah praktizieren und können ebenfalls sehr entlastend wirken.

Die klimatischen Gegebenheiten werden durch ein breit gefächertes Erholungsangebot ergänzt: Strand und Promenadenspaziergänge, sportliche Aktivitäten in Form von Strandgymnastik, Beach-Volleyball oder Wattwanderungen. Bei künstlerischen Aktivitäten wie Malen oder Singen am Meer kann man berufliche oder familiäre Anspannungen ebenfalls leichter vergessen.

Diese Reiz- und Schonfaktoren und die Kombination aus Aktivierung und Entspannung inmitten der landschaftlichen Attraktivität von Dünen, Strand und Meer werden unter dem Begriff „Thalassotherapie“ zusammengefasst.

Erschöpfungszustände, berufliche und familiäre Sorgen, die mit Schlafstörungen und sozialem Rückzug einhergehen, sind häufige psychosoziale Symptome in der medizinischen Rehabilitation. Das Institut für Rehabilitationsforschung auf Norderney hat sich fünf Jahre lang der Erkennung und Behandlung von Burnout unter besonderer Berücksichtigung von Schlafstörungen gewidmet.
Als überraschendes Ergebnis zeigte die Studie, dass Ein- und Durchschlafstörungen zurückgingen. Mittelschwere Schlafstörungen gingen für die nächsten sechs Monate in nur noch leichte Schlafprobleme über. Leichte Schlafstörungen zu Beginn der Reha verschwanden sogar dauerhaft. Auch die Tagesbefindlichkeit verbesserte sich unabhängig davon, ob ein spezielles Therapieverfahren eingesetzt wurde.

Die Erschöpfungssymptomatik besserte sich ebenfalls dauerhaft. Diese Resultate lassen sich nur damit erklären, dass hier unspezifische Therapieeffekte sowohl der medizinischen Rehabilitation als auch des Nordseeklimas wirksam waren. Der Anteil, den das Nordseeklima an der Verbesserung von Schlafstörungen hat, wird insgesamt als hoch angesehen.
Wie wirksam Thalasso auch auf den allgemeinen Gesundheitszustand wirkt, konnte ebenfalls erst jüngst nachgewiesen werden. Ein Spaziergang von ein oder zwei Kilometern entlang der Promenade, morgens und nachmittags – täglich für mindestens 7 Tage oder sogar 3 Wochen lang durchgeführt, kann am Immunsystem wahre Wunder bewirken. Der Wind als ständiger Begleiter des Inselklimas macht fit in zweierlei Richtung, weil er Stoffwechsel und Immunsystem gleichermaßen anregt.

Text: Staatsbad Norderney / www.norderney.de

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