Industriegeschichte im Schaumburger Land

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Tourdaten
20,67km
70 - 169m
Distanz
108hm
107hm
Aufstieg
01:25h
 
Dauer
Kurzbeschreibung

Rundtour durch eine der ältesten Industrielandschaften Norddeutschlands.

Schwierigkeit
mittel
Bewertung
Technik
Kondition
Landschaft
Erlebnis
Ausgangspunkt

Obernkirchen Am Kirchplatz

Wegverlauf
Obernkirchen
Nienstädt
5,1 km
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
8,4 km
Stadthagen (72 m)
9,6 km
Krebshagen
12,3 km
Wendthagen-Ehlen
13,1 km
Wendthagen
13,3 km
Olymp
13,8 km
Liekwegen
16,5 km
Obernkirchen
20,6 km
Kirchenmobil St. Marys
20,6 km
Stiftskirche St. Marien Obernkirchen
20,6 km


Beste Jahreszeit
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Beschreibung

Die Erdgeschichte hat es gut mit dem Schaumburger Land gemeint. Die Ablagerungen ferner geologischer Zeitalter bildeten Bodenschätze, die als Rohstoffe, Baumaterial oder Energiequelle genutzt werden konnten. Lagerstätten von feinem Sandstein und guter Schmiedekohle im Bückeberg, von Gips und Kalkstein in den Weserbergen und von Ziegel und Töpferton in der Schaumburger Kreidemulde waren seit dem ausgehenden Mittelalter bekannt und wurden seitdem auch ausgebeutet. Dabei entstand in den vergangenen Jahrhunderten eine der ältesten Industrielandschaften Norddeutschlands, deren Spuren heute noch überall auffindbar sind.

Wir möchten Sie einladen, Eindrücke einer industriell geprägten Kulturlandschaft am Nordrand des Bückeberges zu sammeln. Diese etwa 21 km lange Radtour erschließt Standorte früherer Industrien und vor allem den über fünfhundertjährigen Steinkohlebergbau. Die landschaftlich reizvolle Strecke bietet immer wieder herrliche Ausblicke in die weite Schaumburger Ebene.

Hier geht es zum Routenflyer.

 

Wegbeschreibung

Strecke: Obernkirchen - Nienstädt - Stadthagen - Hörkamp - Wendthagen -Obernkirchen

Länge: Rundtour über 21 km

Beschaffenheit: kleine bis mittlere Straßen, alsphaltierte Wirtschaftswege, Feld- und Waldwege ca. 1 km

Ausschilderung: ja

Hinweis:

Anreise von Bückeburg: nach Ahnsen auf dem Radwanderweg "Schlösser & Herrensitze" Richtung Bad Eilsen - ab Ahnsen ist die Verbindung nach Obernkirchen ausgeschildert, ca. 7km

 

Obernkirchen

Die Radtour beginnt in Obernkirchen, der Wiege des Schaumburger Bergbaus. Hier begann das organisierte Schürfen nach Steinkohlevorkommen und von hier aus wurden über 500 Jahre die Bergbaubetriebe verwaltet.Rund um den Kirchplatz lassen sich darauf zahlreiche Hinweise finden. Die Propstei des Stiftes hatte in der Frühzeit des Bergbaus die Aufsicht über die Gruben. Der erste schriftliche Nachweis über den Bergbau ist eine Abrechnung des Propstes mit seinen ›Kohlengräbern‹ aus dem Jahre 1498. Gleich im Eingang der Stiftskirche St. Marien befindet sich das Grabmal des Kohlenvogtes und Bürgermeisters Tünnermann aus dem 18. Jahr hundert. Das Berg- und Stadtmuseum gegenüber derKirche lässt die Bergbauvergangenheit lebendig werden.Das 1865 errichtete neue Bergamt mit Schlägel und Eisen über dem Eingang, das heute ein Seniorenheim ist, die Direktorenvilla an der Bergamtsstraße, ›Kohlenkirche‹ genannt, und das Transformatorenhaus am Kirchplatz sind weitere Zeugnisse des Bergbaus. Der Radwanderweg überquert nun den historischenMarktplatz in die ›Lange Straße‹. Das Gebäude der Sparkasse wurde 1736 als Amtssitz desersten Bergrates Barthold von Cölln erbaut, vom Marktbrunnen grüßen Schlägel und Eisen als Symbol des Bergbaus. Der Ausgang der ›Langen Straße‹ erlaubt einen weiten Blick in die Norddeutsche Tiefebene. Am Horizont sieht man die Kühltürme des Kraftwerks Lahde.

Dort etwa befanden sich die Verladestellen für Obernkirchener Kohlen und Sandstein, die vor dem Dreißigjährigen Krieg die Stadt durch das Steinbrinker Tor verließen. Das Kraftwerk war übrigens der letzte Großabnehmer von Schaumburger Kohlen aus dem Schacht Lüdersfeld,ehe der Bergbau 1960 eingestellt wurde. Mit leichtem Gefälle über den Steinbrink in den GelldorferWeg, vorbei an einem wappengeschmückten Hauptstein der Hessisch-Schaumburg-Lippischen Grenzziehung von 1733, verlässt man Obernkirchen.

Gelldorfer Kummerhaufen

Nach dem Schaumburger Bergrecht gehören die Bodenschätze der jeweiligen Landesregierung. DieGrundstücksbesitzer, in der Regel die Bauern, mussten sich den Bergbau auf ihrem Gelände gefallen lassen und blieben auch noch auf den Hinterlassenschaften sitzen. Jeder der dicht nebeneinander geteuften Schächte hinterließ eine Bergehalde aus mitgefördertem Gestein, im Volksmund ›Kummerhaufen‹ genannt. Sie prägen heute, weithinsichtbar, das Landschaftsbild am Nordwestabhang des Bückeberges und sind als Kulturdenkmale, sowie als Rückzugsflächen für Tiere und Pflanzen, fast alle unter Schutz gestellt.

Südhorsten

Nach der Überquerung der B 65 an der Ampel geht es durchs Feld von Gelldorf nach Südhorsten, vorbei an einigen größeren, baumbestandenen Bergehalden. Hinter der letzten Halde vor Südhorsten lag der Festplatzund die Festhalle der Schaumburger Bergleute  ›in der Sülte‹. Das Gebäude wurde 1933 demontiert und in Obernkirchen auf der Lieth wieder aufgebaut. An der Birkenallee in Südhorsten befinden sich zwei bemerkenswerte Anlagen, die dazu dienten, mit dem Problem des Grubenwassers fertig zu werden: der über 1000 m lange Südhorster Stollen, der 1769 aufgefahren wurde, um das neue Obernkirchener und das Südhorster Revier zu entwässern und das Gebäude des Kunstschachtes II mit der Steigerwohnung.

Hinter dem kirchenähnlichen Rundbogenfenster im Maschinenhaus befand sich der Raum für eine 100 PS starke Dampfmaschine. Mit dieser wurde seit 1852 das Wasser aus den ersten beiden Tiefbausohlen nach oben gepumpt, wo es durch den Südhorster Stollen abfloss. Am sandsteingefassten Stollenmundloch Ecke Hauptstraße befindet sich eine Wappentafel mit den Namen der beiden damals regierenden Fürsten aus Hessen undSchaumburg-Lippe, denn der Bergbau wurde gemeinschaftlich über die Ländergrenzen hinweg als Kommunionsbergbau betrieben.

Sülbeck

Auf dem Weg durch Sülbeck in Richtung Nienstädt weisen zahlreiche Straßennamen auf frühere Bergbautätigkeithin: ›Flautstollen‹, ›Auf den Kuhlen‹, ›Osterholzfeld‹, ›Schwarzer Weg‹ und zum Schluss ›An der Halde‹. Der Weg führt vorbei an den Gebäuden des ehemaligenKunstschachtes I, die heute Wohnzwecken dienen.Der Abstecher zum Kunstschacht I führt in einerSchleife zurück zum Schwarzen Weg

Nienstädt

.Auf dem Osterholz in Nienstädt lag das Zentrum der frühindustriellen Epoche des Bergbaus. Hier legte dasBergamt den ersten Kunstschacht zur Wasserhaltung an, hier begann man auch seit 1810 mit den Versuchen, Kohle abzuschwefeln, um die sog. ›Coaks‹ herzustellen. Mit der Großabnahme durch die Harzer Silberhütten und die Reichsbahn warf die Kokerei später enorme Ge winne ab, verpestete aber auch mit ihren Schwefeldämpfen die Luft der Umgebung. An die Kokerei erinnern nur noch die große Halde und ein runder Backofen für Ziegelsteine, der auf dem Hof der Grundschule steht. Am Nienstädter Bahnhof steht der mächtige, zinnengekrönte Turm eines Pumpschachtes, der andie ›Malakofftürme‹ im Ruhrgebiet erinnert. Der grüne Dom der Ahornallee auf dem Weg zum Georgschacht signalisiert schon ein wenig die Bedeutung dieser Anlage.

Georgschacht

 Die größte Zechenanlage des Schaumburger Berg-baus, benannt nach dem regierenden Fürsten Georgzu Schaumburg-Lippe, entstand zu Beginn des20. Jahrhunderts. Das gestiegene Ansehen und dieBedeutung der Montanindustrie für die Regionspiegelte sich auch in der repräsentativen Ausführungder Gebäude. Das gilt besonders für das Zechen--haus mit den Bädern für Bergleute und Beamte, dasselbst jetzt als Ruine noch Größe ausstrahlt unddas Elektrische Kraftwerk mit seiner nach Stadthagenausgerichteten Schaufassade. Der ganze Komplexumfasste einmal die beiden Fördertürme, die Kokerei,das Kraftwerk und eine ganze Reihe von Anlagenzur Gewinnung von Nebenprodukten, wie Benzol,Ammoniak, Gas oder Schlackensteinen.

Krebshagen

Am Hang des Bückeberges gibt es zahlreiche Bäche, deren starkes Gefälle zum Betrieb von Mühlen genutzt wurde. Alle hatten mit dem Problem zu kämpfen, dass der fortschreitende Bergbau zum teilweisen Versiegen der Bäche führte.

Hörkamp-Langenbruch

Links abbiegend führt uns der Weg ›Am Teilland‹ ins freie Feld, mitten durch die ausgedehnte Haldenlandschaft des ehemaligen ›Stadthäger Reviers‹. In regelmäßigen Abständen von 90 m folgen die baumbestandenen Bergehalden aufeinander. Die Schächte hier standen zwischen 1840 und 1850 in Förderung.

Die Bergkette

Von Hörkamp-Langenbruch geht es über Wendthagenund Liekwegen wieder in Richtung Obernkirchen. Auf der ganzen Strecke bieten sich immer wieder reizvolle Blicke in die Schaumburger Ebene, auf den haldengespicktenAbhang des Bückeberges, über die mächtige Halde des Georgschachtes hinweg, bis zum Kaliberg des Schachtes Sigmundshall am Steinhuder Meer.

Glashütten am Bückeberg

Nur Straßennamen und einige Wohngebäude erinnern noch an die beiden schaumburg-lippischen Glashütten ›Wendthöhe‹ in Wendthagen und ›Schierbach‹ in Nienstädt. Mehrere Glashütten ließen sich im frühen19. Jahrhundert als Folgeindustrie des Steinkohlebergbaus am Berghang nieder. Sie nutzten den Aufwind am Hang als Sauerstoffzufuhr für ihre Öfen, die sie mit heimischen Kohlen befeuerten. Mit diesen standortfesten, auf Kohle als Energieträger gestützten Fabriken, endete die Ära der holzverschlingenden Wanderglashütten.

Liethstollenrevier

 Am Ende der Straße, bevor sie mit einem scharfen Knick nach Obernkirchen hinunterführt, geht es geradeaus zum Liethstollen. Das satte Grün der Golfbahnen lässt kaum erahnen, dass dieser Ort einst ein Industrierevier war. Die Restgebäude der bergamtseigenen Ziegelei werden vom Golfclub als Wirtschaftsgebäude genutzt. Etwas hinter Wällen versteckt liegt das historistische Portal des Liethstollens, eine einzigartige architektonische Kostbarkeit im gesamten deutschen Steinkohlebergbau. Die-ser Stollen erschloss das gesamte Liethstollenrevier seit Beginn des letzten Jahrhunderts. Ein Großteil der geförderten Kohlen wurde gleich nebenan in der Brikettfabrik gemahlen, mit Pech verklebt und zu den berühmten Schaumburger Briketts mit dem eingestanzten Nesselblatt gepresst.

Historische Schlosserei Bornemann

Direkt am Weg in die Innenstadt liegt ein weiteres,aktives Baudenkmal der Schaumburger Industriegeschichte.Die 1816 errichtete Schlosserei Bornemann.Als Zulieferbetrieb für die Bergbaubetriebe undGlasindustrie hat sie im 19. Jahrhundert ihre Blütezeiterlebt. Hier ist die Wiege des weltweit operieren-denObernkirchener Maschinenbauers ›BornemannPumps‹. In der renovierten Werkstatt können siedas Schlosserhandwerk zum Anfassen erleben undein kleines Museum zur Firmengeschichte anschauen.Besichtigungen jederzeit möglich, nach Voranmeldungüber die Info-Galerie Obernkirchen.

Notbergbau

Ein Stollenportal kennzeichnet den Ort des Notbergbaues. Hier wurden in den 1950er Jahren Kohlepfeiler abgebaut, die man früher zur Abstützung hatte stehenlassen. Das war die nahe liegendste Möglichkeit, die durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene angewachsene Bevölkerung Obernkirchens mit Heizmaterial zu versorgen.

Höchster Punkt
169 m
Zielpunkt

Obernkirchen Am Kirchplatz

Höhenprofil
© outdooractive.com

Ausrüstung

Verkehrssicheres Fahrrad, Fahrradhelm, Tages-Radrucksack (ca. 20 Liter) mit Re-genhülle, bequeme Sportschuhe, ggf. Radschuhe, witterungsangepasste und strapazierfähige Kleidung im Mehrschicht-Prinzip, ggf. Radtrikot, ggf. Fahrradhandschuhe, Luftpumpe, Fahrrad-Werkzeug, Sonnen- und Regenschutz, Proviant und Trinkwasser, Trinkflasche und passende Halterung, Erste-Hilfe-Set, Taschenmesser, Handy, ggf. Handy-Halterung für den Lenker, ggf. Stirnlampe und Reflektoren, Kartenmaterial

Sicherheitshinweise

Wegezustand und Verkehrssicherheit

Das Betretungsrecht erfolgt auf eigene Gefahr - jeder Waldbesucher muss auch bei der Nutzung der ausgewiesen Wanderwege
mit waldtypischen Gefahren rechnen. Im Bereich des Bückeberges stellen verschiedene Steinbrüche sowie die weitflächig im Wald  auftretenden Stolleneinbrüche  als Folge des Steinkohleabbaus besondere Gefahrenquellen dar.

Der Bau und die Unterhaltung von Feld- und Forstwegen müssen im wesentlichen über die Bewirtschaftung der Fläche finanziert werden. Respektieren Sie daher, dass mitunter aufgrund dieser Bewirtschaftung auch Störungen oder Einschränkungen hinzunehmen sind. Sollten aus diesem Grunde vorübergehend Wegesperrungen notwendig sein, respektieren Sie diese, denn sie dienen auch Ihrer Sicherheit. Bei BaumfälIungen beispielsweise besteht konkrete Lebensgefahr!

Eine Haftung der Flächeneigentümer für den Zustand der Wege ist generell ausgeschlossen. Dies gilt insbesondere für die privaten oder kommunalen Waldeigentümer im dargestellten Kartenblatt, den Waldbesitz des Allgemeinen Hannoverscherschen Klosterfonds (AHK, Klosterforstamt Westerhof) und des Landkreises Schaumburg (Kreisforstamt Spießingshol).

Der Herausgeber weist ausdrücklich darauf hin, dass aus der karthographischen Darstellung sowie der Beschilderung in der
Landschaft keinerlei Ansprüche hinsichtlich des Wegezustandes oder erweiterter Verkehrssicherungspflichten abzuleiten sind.

Tipps

Die historische Schlosserei Bornemann in Obernkirchen ist sehenswert. Eine Voranmeldung ist erforderlich.

Zusatzinfos

Tourendaten

Strecke: Obernkirchen - Nienstädt - Stadthagen - Hörkamp - Wendthagen -Obernkirchen

Länge: Rundtour über 21 km

Beschaffenheit: kleine bis mittlere Straßen, asphaltierte Wirtschaftswege, Feld- und Waldwege ca. 1 km

Ausschilderung: ja

Hinweis: Anreise von Bückeburg: Nach Ahnsen auf dem Radwanderweg "Schlösser & Herrensitze" Richtung Bad Eilsen - ab Ahnsen ist die Verbindung nach Obernkirchen ausgeschildert, ca. 7 km.


Anreise

Über die B 65 Stadthagen - Bückeburg

A 2 Ausfahrt Bad Eilsen

Öffentliche Verkehrsmittel

Bahnverbindung

DB Bahnhöfe Bückeburg und Stadthagen

Elektronische Fahrplanauskunft EFA

Parken

Parkmöglichkeiten im Zentrum Obernkirchen


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