TERRA.trail 06 - Rund um die Porta Westfalica

Logo TERRA.trail 06 - Rund um die Porta Westfalica
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Tourdaten
61,63km
40 - 249m
Distanz
588hm
577hm
Aufstieg
04:40h
 
Dauer
Kurzbeschreibung

Porta Westfalica – viele haben dabei sofort das Kaiser-Wilhelm-Denkmal vor Augen, das am Hang des Wiehengebirges steht. Dabei beschreibt der Begriff hier sehr treffend eine ganz erstaunliche Naturerscheinung: Den „Durchbruch“ der Weser durch einen Gebirgszug - die Westfälische Pforte. Zwei vollkommen gegensätzliche Landschaftstypen treffen hier aufeinander: Auf der einen Seite der schmale, steile, steinerne Höhenzug des Wiehen- bzw. des Wesergebirges, daneben die sanften Auen der Weser selbst. Die Menschen machen sich diese Landschaft schon lange zunutze: Hier wird zum Beispiel noch unter Tage Eisenerz abgebaut. Große Bagger fördern den Weserkies und gewaltige Kalksteinbrüche entstanden an den Hängen des Gebirges. Man radelt ganz nah an den Stadträndern von Minden und Bad Oyenhausen vorbei. Der Trail führt meist dicht am Rand des Gebirges entlang. Nach dem ersten Viertel stehen ein paar etwas steilere, aber kurze Steigungen auf dem Programm. Für Erholung sorgt ein Abstecher zum großen Weserbogen. Hier ist sogar eine Fährüberfahrt in die Tour eingebaut (fährt täglich außer montags in den Monaten März bis Oktober). Ganz am Ostende der Route geht es dann noch einmal hinauf – jetzt auf das Wesergebirge, also die östliche Fortsetzung des Wiehengebirges.

Schwierigkeit
mittel
Bewertung
Technik
Kondition
Landschaft
Erlebnis
Ausgangspunkt

Parkplatz an der B482 (32457 Porta Westfalica) gegenüber dem Bahn-Haltepunkt "Porta Westfalica" nahe dem "Waldhotel Porta Westfalica" Findelsgrund 81, 32457 Porta Westfalica

Wegverlauf
Porta Westfalica (70 m)
Barkhausen
1,4 km
Evangelische Kirche Barkhausen
1,5 km
Minden (42 m)
2,0 km
Häverstädt
4,4 km
Schwöen
10,8 km
Griepshop
11,4 km
Brasserie Le Filou
11,5 km
Wallücke
14,0 km
Wittekind-Quelle
16,1 km
Bergkirchen
16,1 km
Restaurant „Quellenstube“
16,1 km
Evangelische Kirche Bergkirchen
16,2 km
Lutternsche Egge (263 m)
19,5 km
Öringsen
21,1 km
Wöhren
22,1 km
Up'n Kley
23,4 km
Steinkamp
23,9 km
Dehme
24,2 km
In der Schlagde
26,1 km
Bad Oeynhausen (55 m)
26,1 km
Rehmer Insel
26,7 km
Costedt
29,8 km
Minden (42 m)
33,9 km
Porta Westfalica (70 m)
34,2 km
Evangelische Kirche Holzhausen
36,1 km
One Moment
36,3 km
Holzhausen I
36,5 km
Evangelische Kirche Lohfeld
40,7 km
Lohfeld
41,7 km
Ahmserort
45,1 km
Die Emme
48,2 km
Besucherbergwerk Kleinenbremen
50,3 km
Bergwerk Kleinenbremen
50,6 km
Kleinenbremen
50,8 km
Wülpke
52,3 km
Nammen
55,1 km
Be Bob Westernhaus
55,2 km
Lerbeck
58,4 km
Minden (42 m)
60,2 km
Porta Westfalica (70 m)
61,3 km


Beste Jahreszeit
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Beschreibung

Wichtiger Hinweis: Der TERRA.trail 6 ist nur in Fahrtrichtung gegen den Uhrzeigersinn beschildert. Es ist mit waldtypischen Gefahren zu rechnen, wie mangelnde Stand-/ Bruchfestigkeit von Bäumen oder matschigen Wegen mit tiefen Fahrspuren. Das Befahren des Trails erfolgt auf eigene Gefahr.

 

Mittelschwere Tagestour. Meist auf Asphalt, hin und wieder auf Waldwegen. Einige kurze, steile Anstiege, aber auch lange, ebene Etappen. In Porta Westfalica gut in zwei Schleifen teilbar.

 Los geht's!

Mitten im Durchgangstal der Weser liegt der Startpunkt dieser Tour. Auf der rechten Weserseite nahe dem Waldhotel Porta Westfalica  gegenüber dem Bahn-Haltepunkt Porta Westfalica gibt es an der B 482 einen Parkplatz. Seit ein neuer Tunnel auf der B 61 den Verkehr durch die Weseraue kanalisiert, ist es hier oben deutlich ruhiger geworden. Eine Brücke führt uns nach Westen über die Weser. Kurz dahinter, im Ort Barkhausen, verlassen wir die Hauptstraße nach links und fahren durch ruhige Wohngebiete auf die Nordseite des Höhenzuges. Auf den nächsten rund 10 Kilometern weichen wir nun dem Wiehengebirge nicht mehr von der Seite. Durch den Routenverlauf am Hang haben wir nach rechts oft einen schönen Blick in die Ebene. Hier liegt übrigens auch der Freizeitpark "Potts Park", für dessen Besuch heute aber sicher keine Zeit bleibt. Wir haben ja noch fast die ganze Tour vor uns. Wer aber beim nächsten Besuch des Parks die Augen offen hält, der findet am Parkplatz noch Gebäude, die zu einem ehemaligen Eisenerzbergwerk gehören.

Schließlich erreichen wir Griepshop (Grieps-hop gesprochen). Mitten im Ort kommen wir an einem kleinen, achteckigen Häuschen vorbei, unter dem sich das Geheimnis des Erfolges dieses Dorfes verbirgt: Ein Schwefelbrunnen (1) versorgt seit über 200 Jahren diesen Ort mit Heilwasser. Bereits 1769 kamen nach der mühsamen Erntezeit die Bauernfamilien inklusive Mägden und Knechten aus dem Umland hierher, um im warmen Schwefelwasser die müden Knochen wieder in Schwung zu bringen. Gicht, Rheuma und Ischias – hier bekam man schon damals alles wieder in den Griff. Moorbäder mit Torf aus dem benachbarten Hiller Moor waren eine willkommene Ergänzung. Auch heute noch steht Griepshop bei den Anhängern der Wellness-Bewegung und bei Kurgästen hoch im Kurs.

Wenig später steht bereits unsere erste Gebirgsüberquerung auf dem Plan. In dem kleinen Ort Wallücke (2) ist der Anstieg nicht allzu steil. Ohne dass wir viel davon zu sehen bekommen, verbindet doch einiges diesen Ort mit der Erd- und Bergbaugeschichte. Unter den Paläontologen, also denen, die sich mit ausgestorbenen Tieren und Pflanzen beschäftigen, ist Wallücke ein bekannter Name. Knochen von Krokodilen, Land- und Meeressauriern aus der Jura-Zeit wurden hier neben vielen anderen Fossilien gefunden. Die teilweise noch in Betrieb befindlichen Steinbrüche hier am Berg dürfen nur mit Sondergenehmigung betreten werden. Aus wirtschaftlicher Sicht bedeutsamer als die Fossilien sind die Eisenerzvorkommen in diesem Teil des Wiehengebirges. Ein ganzes Stollensystem verbindet Wallücke unter Tage mit dem Weserdurchbruch. Um das in dieser Gegend abgebaute Erz zur Georgsmarienhütte im Süden von Osnabrück transportieren zu können, wurde eigens die „Wallücke-Bahn“ gebaut: Eine Schmalspurbahn, die auch dem Personenverkehr diente, verband von 1897 bis 1937 diesen Ort mit Kirchlengern, wo der Anschluss an die Hauptbahnlinie lag.

Dicht am Südhang umrunden wir jetzt den „Bergkirchener Kopf“ und erreichen den Ort, der diesem Berg den Namen gibt. In einem eleganten Bogen führt die Straße um die Kirche von „Bergkirchen“ (3) herum. Hatten wir nicht gerade etwas von Eisenerz gehört? Wer sich die Steine, aus denen diese Kirche errichtet ist, etwas genauer ansieht, der entdeckt das Eisen ebenfalls: Als rostige Schlieren durchzieht es das Gestein. Von der ersten Steinkirche, die hier in Bergkirchen 799 errichte wurde, ist nichts mehr zu sehen. 1260 wurde an dieser Stelle ein zweites Gebäude im spätromanischen Stil fertiggestellt und in den Jahren 1346 bzw. 1752 erweitert. Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch der Turm ersetzt.

Dicht am Hang geht es weiter in Richtung Südosten. Schließlich treffen wir auf eine Landstraße, die uns steil hinaufführt. Den Kamm erreichen wir dann über einen gut befestigten, aber ebenfalls steilen Waldweg, der an einem Wirtshaus rechts abzweigt. Oben angekommen haben wir die Chance, einen Blick auf den Meeresgrund zu werfen - auf den Meeresgrund von vor 150 Millionen Jahren nämlich. Wir befinden uns auf der „Lutternschen Egge“ (4), fast 260 Meter über dem heutigen Meeresspiegel. Die Gesteinsschichten, die hier so schräg den Nordhang des Wiehengebirges bilden, waren in der Jura-Zeit weicher Schlamm, der sich am damaligen Meeresgrund sammelte. Später wölbte sich das Land südlich von hier auf und kippte die inzwischen zu Stein gewordenen Schichten in ihre heutige Position. Vorsicht! Den Steinbruch bitte nicht betreten: Auf den schrägen Tonschichten besteht akute Absturzgefahr!

Für die weniger gut trainierten kommt jetzt die Entschädigung für die Strapazen: Zunächst führt ein holpriger Weg aus dem Wald heraus. Dann geht es auf dem kürzesten Weg hinunter bis in die Aue der Weser, die hier gut 200 Meter tiefer liegt als der Gebirgskamm. Etwa auf halber Strecke überqueren wir den Oexer Bach. Sein Tal ist ein Teil des Naturschutzgebietes „Wöhrener Siek“. „Siektäler“ nennt man kastenförmige Bachtäler, an deren Grund der Bach früher oft seinen Lauf änderte. Um die Flächen nutzen zu können, verlegten die Bauern den Bach meist an eine der steilen Talböschungen und ebneten die Flächen teilweise auch noch weiter ein. Die meist feuchten Ebenen beherbergen – wenn sie nicht intensiv genutzt werden – oft seltene Pflanzen und sind ein Lebensraum für viele Tierarten. Das Wöhrener Siek ist unter anderem deshalb so bedeutsam, weil es im oberen Bereich direkt ein zukünftiges FFH-Gebiet berührt. FFH steht für Flora-Fauna-Habitat (Lebensraum) und ist eine Form von Schutzgebiet, die europaweit selten gewordene Arten und Lebensräume erhalten soll. 

Wer jetzt einfach in Richtung Süden weiterfährt, kommt unweigerlich nach Bad Oeynhausen. Leider kennen viele diese Stadt nur als staugeplagte Querverbindung von der A2 zur A30. Dabei hat der Kurort ganz Erstaunliches zu bieten: Bereits 1745 wurden hier die ersten Solequellen entdeckt. Ihr Ursprung liegt in einer geologischen Verwerfung, an der das Wasser nach oben dringt: die „Bad Oeynhausener Quellenspalte“. Die bekannteste Quelle ist der „Jordansprudel“ am Kurpark, der mit einer bis zu 52 m hohen Fontäne als größte kohlensäurehaltige Thermalquelle der Welt gilt. Die Landesgartenschau „Aqua Magica“ nahm das Thema ebenfalls auf und errichtete einige faszinierende Anlagen. Der „Wasserkrater“ ist die wohl beeindruckendste.

Die Route selbst führt durch den Bad Oeyenhausener Ortsteil Dehme hinunter direkt bis an das Ufer der Weser. Auf dem Radweg ist im Sommer Vorsicht geboten: Die ebene Strecke wird auch gern von Skatern genutzt, die hier zeitweise in großen Scharen unterwegs sind. Hier am „großen Weserbogen“ mündet auch die Werre, die wir auf einer Brücke überqueren. Aber wie kommen wir auf die andere Weserseite? Hier kann uns nur Amanda helfen.Die alte Dame ist inzwischen über 70 und hilft seit 1988 an dieser Stelle bei der Flussüberquerung. Die Rede ist von der 14 Meter langen und 21 Tonnen schweren Fähre, die mit Ihren 48 PS Fußgänger und Radfahrer an das andere Ufer bringt. Die Fähre fährt von März bis Oktober von dienstags bis sonntags.

Weitere Informationen zu Zeiten und Preisen finden Sie HIER.

Sollte man außerhalb der Fährzeiten hier ankommen, fährt man weiter an der Weser entlang in Richtung A2. Hier hat man die Möglichkeit, den Fluss zu überqueren. An der anderen Weserseite fährt man ein Stück zurück gen Norden und trifft wieder auf die Route.

Dann stehen wir am Rand des Urlaubsgebietes Großer Weserbogen, in dem wir erstmal vor größeren Steigungen sicher sind. Hier hat sich auf ehemaligen Abbauflächen fast alles angesiedelt, was das Touristenherz erfreut: Campen, surfen, segeln und Tretbootfahren – hier wurde an alles gedacht. Eine kleine Schleife führt uns nach Norden in den weniger bekannten Teil des Weserbogens. Viele von uns haben ihn im Vorgarten liegen, im Blumenkübel oder auch einfach eingegossen in ihren Betondecken: den Weserkies (5). Bis etwa 15 Meter tief wurden hier mit Schwimmbaggern die bunten Steinchen an die Oberfläche befördert, anschließend nach Größe sortiert und verladen. Die großen Seen westlich von Coestedt, an denen jetzt der Tourismus blüht, sind ebenfalls durch den Kiesabbau entstanden. Bereits seit 1867 ist dieser Industriezweig im großen Weserbogen aktiv. Die Sache mit dem Kies: Wie alle großen Flüsse transportiert auch die Weser neben feinem Ton und Sandkörnern an Ihrem Grund auch groben Sand und Kieselsteine mit sich. Abhängig von den Klimabedingungen, die ja in der weiter zurück liegenden Vergangenheit häufig wechselten, ist diese Transportkraft mal stärker und mal schwächer. Während der Eiszeiten (drei davon gab es mindestens in unserer Gegend), aber vor allem in den Warmzeiten dazwischen, lud die Weser in diesem Gebiet gewaltige Mengen Kies und Sand ab. Zwischendurch schnitt sie ihr Tal dann wieder in die so entstandenen Kiesebenen ein, so dass schließlich ein System von sogenannten Terrassen entstand. Mit dessen Hilfe knobeln die Geologen heute einiges über die Vergangenheit der Landschaft aus.

Ganz in der Nordwestspitze des großen Weserbogens liegt ein Gebiet mit dem etwas sperrigen Namen „Vogelschutzgelände Porta Westfalica“ (6). Diese kleine Schleife zu fahren lohnt sich. Als „Vogelparadies“ ist dieses Stück scheinbar unberührte Landschaft bei den Einheimischen bekannt. Sein Ursprung ist jedoch nicht so natürlich, wie man meinen könnte: Die feinen Sedimente, die bei Überschwemmungen von der Weser früher hier abgeladen wurden (Auenlehm), baute man für die Ziegeleien ab, so dass eine wüste Landschaft mit teilweise wassergefüllten Mulden und Senken entstand. Hinzu kamen Schutthalden aus grobem Material, das bis 1966 hier abgekippt wurde. In den 70er Jahren hatte sich die Natur diesen Winkel zurückerobert: Wegen der vielen Vogelarten, die hier inzwischen brüteten oder rasteten, stellte man die Fläche 1974 unter Schutz.

Unterhalb des Bahndammes geht es weiter bis zu einer Unterführung, die uns an den südlichen Stadtrand von „Porta Westfalica“ bringt. Denn nicht nur der Weserdurchbruch trägt diesen Namen, auch die an dieser Stelle gegründete Stadt heißt so. 1973 ließ eine Verwaltungsreform hier 15 Einzelgemeinden zu einer Stadt zusammenwachsen. Der anerkannte Kurort wird besonders dadurch interessant, dass er sowohl in einer ungemein attraktiven Landschaft als auch in der Nähe der großen Verkehrswege liegt.

Langsam nähern wir uns wieder dem Kamm des Wesergebirges. Bevor es jedoch hinüber auf die Nordseite geht, holen wir mit einem Schlenker noch einmal nach Süden aus, weil uns hier die Erdgeschichte eine praktische Rampe hinterlassen hat: Die „Emme“ (7). Die Karte macht es deutlich: Wie ein flaches Kissen liegt dieser Berg direkt im Süden vor dem Kleinenbremener Pass. Wer der Geschichte eines Berges auf die Spur kommen will, der muss sehen, wie er von innen aussieht – eine alte Geologenweisheit. Während wir nun den Südwesthang der Emme erklimmen, tauchen links des Weges einige zugewachsene Gruben auf. Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass hier Sand abgebaut wurde. Der Berg besteht also nicht – wie der Rest des Gebirges - aus festem Gestein. Er ist auch nicht so alt wie das eigentliche Wesergebirge, 200.000 Jahre sind aber auch kein Pappenstiel. So lange ist es nämlich her, dass sich die Eiszeitgletscher von Norden her bis an das Weser- und Wiehengebirge heranschoben. Und so ein Gletscher hat die Eigenart, mit seinem Schmelzwasser gewaltige Mengen Sand und Geröll abzuladen. In diesem Fall lag wohl ein solcher Eisriese etwa da, wo wir heute den Ort Kleinenbremen finden. Das Schmelzwasser konnte nur durch den südlichen Gebirgspass abfließen. Seine Sandfracht lud es dabei wie einen Schwemmkegel im – damals vermutlich überfluteten – Vorland ab. 

Einmal geht es noch unter der A 2 hindurch, dann stehen wir wieder mitten im steinernen Wesergebirge. Rechts blickt man hinüber in gewaltige Kalksteinbrüche, während links schon bald die Spuren des ehemaligen Eisenerz-Abbaus auftauchen. Rot – das ist die alles beherrschende Farbe im Besucherbergwerk Kleinenbremen (8). Das Erz enthält hier rund 38% Eisen. Sogar die kleine Eisenbahn, mit der die behelmten Besucher „einfahren“, ist rot gestrichen. Wer rund 80 Meter unter der Erde die alten Minen betritt, der bekommt eine faszinierende Welt zu sehen, in der viele Menschen jahrelang bei Staub und Lärm ihren Lebensunterhalt verdienten. Vor gut 60 Jahren wurde dieses Abbaufeld stillgelegt. Zwei Umstände geben dieser Grube ihren besonderen Reiz: Zum einen die hallenartigen Abbauflächen, die entsprechend der Neigung der Gesteinsschichten reichlich schräg stehen. Zum anderen die Art des Gesteinsabbaus. Man baute keine Holz- oder Stahlstützen ein, die das Deckengewölbe tragen, sondern ließ in gleichmäßigen Abständen einfach Pfeiler aus Gestein stehen.   Gleich nebenan Informiert in einem ehemaligen Betriebsgebäude das Museum für Bergbau- und Erdgeschichte über die Entstehung des Gebirges und die Geschichte der Erzgewinnung hier am Kleinenbremer Pass. 

Weitere Infos zum Besucherbergwerk Kleinenbremen finden Sie HIER.

Wer jetzt denkt, das mit dem Eisenerz ist alles nur Vergangenheitsbewältigung, der muss sich bereits knapp drei Kilometer weiter eines Besseren belehren lassen: Eine rot-blaue Industrieanlage steht kurz vor dem Ort Nammen unten an der Hauptstraße und hüllt sich bei trockenem Wetter hin und wieder in rötlichen Staub. Wenn wir oberhalb der Anlage zwischen den Feldern hindurch fahren, ist es gut möglich, dass etwa 100 Meter senkrecht unter uns gerade riesige Schwerlasttransporter hin und her donnern. Wer dann unten am Werk einen Blick nach rechts über die Schranke riskiert, der kann erahnen, dass sich auch heute noch die Industrie im Gebirge tummelt. Die BARBARA Rohstoffbetriebe (9) bauen hier nach wie vor unter Tage das Erz ab. Das abgebaute Erz wird nicht – wie man vermuten sollte – zur Eisengewinnung eingeschmolzen, sondern für den Straßenbau und die Herstellung von Farb-Zuschlagstoffen in der Betonindustrie benutzt.

Der Ort Nammen ist vor allem durch die St. Laurentius-Kapelle bekannt geworden – die älteste Fachwerkkapelle Norddeutschlands (erbaut 1523).

Quer durch den Ort Nammen folgen wir nun der Landstraße und biegen kurz vor Lerbeck noch einmal links ab. Oben am Rand der Siedlung geht es wieder rechts ab. Wer hier stattdessen erst ein paar Meter nach links fährt, der findet noch ein bisschen mehr über die Geschichte des Erzbergbaus heraus. Die Stadtwerke Porta Westfalica haben hier eine informative Tafel aufgestellt. Oberhalb dieser Stelle und damit etwas abseits der Route befindet sich noch eine archäologische Attraktion. Wer jetzt noch den Mumm hat, der findet gut 500 Meter weiter oben im Wald links des Weges die Überreste der „Nammer Burg“ (10), auch als „Nammer Lager“ bekannt. „Finden“ ist dabei tatsächlich der richtige Begriff, denn man muss schon ein wenig suchen, um die Spuren von vor über 2000 Jahren zu finden. Die Lage der Anlage ist in der Karte zu erkennen. In der vorrömischen Eisenzeit diente die Anlage vermutlich als Fluchtburg für die Bewohner des Umlandes, die hier vor Überfällen Schutz suchten. Die Grabungen ergaben, dass die Wälle damals deutlich höher und aufwändig gesichert waren. Richtige Palisadenwände oder auch sogenannte Pfosten-Bohlen-Mauern hielten Angreifer in Schach.

Weiter geht´s auf der beschilderten Route. Sofort kommt halb rechts die Lerbecker Kirche (11) ins Blickfeld. Richtig peppig sieht sie aus, mit ihrem getigerten Mauerwerk. Das ungewöhnliche Muster verdankt sie dem unregelmäßig verteilten Eisen im Gestein. Für diesen sogenannten „Porta-Sandstein“ ist das typisch. Der Porta-Sandstein wurde auf der gegenüberliegenden Seite der Weser in tiefen Stollen unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmals gewonnen, das man ebenfalls daraus errichtete.

Noch ein letztes Mal geht es hinauf an den Hang, wo wir wenig später auf eine weitere Infotafel treffen. Das etwa 60 Hektar große ehemalige Steinbruchgelände (12) wird jetzt von der Bundeswehr als Übungsgelände genutzt. Ein Pionierbatallion probt hier regelmäßig den Einsatz unter schwierigen Bedingungen. Das folgende Stück, das am hohen Zaun des Geländes entlang führt, ist etwas trist. Man kann aber erahnen, dass es sich bei dem Übungsplatz um ein ehemaliges Steinbruchgelände handelt. Am Ende fahren wir noch einmal in einem weit geschwungenen „S“ hinunter zur B 482, die uns durch die Porta wieder zum Ausgangspunkt bringt.

Hier im Zentrum der Tour lohnt es sich, den Blick auf die Hänge zu richten. Links über uns befindet sich der 235 Meter hohe Jakobsberg. Die Felsklippen, die an der Westseite zu sehen sind, verdanken ihre Entstehung nicht etwa einem Steinbruchbetrieb, sondern sind ganz natürlich durch das Einschneiden der Weser entstanden.

Auf der gegenüber liegenden Seite ist natürlich das Kaiser-Wilhelm-Denkmal (13) der Blickfang schlechthin. Von Kaiser Wilhelm dem Zweiten zu Ehren seines Vorgängers in den Jahren 1892 bis 1896 erbaut, fand das Denkmal nach dem Ende der Kaiserzeit lange Zeit wenig Beachtung. Als „Käseglocke“ (nicht ganz abwegig) wurde der 50 Meter hohe Baldachin sogar verspottet. In den Stollen unterhalb des Denkmals betrieb die Wehrmacht während des zweiten Weltkrieges eine Rüstungsfabrik, in der auch Zwangsarbeiter arbeiten mussten. Die Alliierten sprengten die Stollen nach Kriegsende, wobei auch die ursprünglich viel größere Terrasse des Denkmals mächtig in Mitleidenschaft gezogen wurde. Heute bietet sich hier ein viel freundlicheres Bild: Das Denkmal ist wegen der grandiosen Aussicht inzwischen zum beliebtesten Ausflugsziel der ganzen Region geworden. Hoch oben kreisen bei gutem Wetter oft zahllose Drachenflieger, denen in der Nähe des Denkmals ein Startplatz zur Verfügung steht.

Jetzt, wo wir die ganze Umgebung kennen gelernt haben, müssen wir natürlich noch das große Geheimnis lüften: Wie kommt die Weser in die Porta? Natürlich hatte auch hier der Teufel wieder die Finger im Spiel. Früher floss die Weser angeblich durch das Tal bei Wallücke. Um die Menschen südlich des Gebirges zu ärgern, verschloss der Teufel das Tal mit großen Steinen und verursachte dadurch eine ganz schreckliche Flut. Die Leute flüchteten ins Gebirge und beteten zu Gott, er möge helfen. Als er das Elend sah, ließ er es mächtig krachen und spaltete da, wo heute die Porta ist, das Gebirge. Seitdem fließt hier durch die Westfälische Pforte die Weser ab.

Die Geologen sehen das ein klein wenig anders: Nach deren Meinung floss die Weser ursprünglich viel weiter östlich in die Norddeutsche Ebene ab. Als in der vorletzten Eiszeit die Gletscher diesen Abfluss nach Norden versperrten, musste sich die Weser einen neuen Verlauf suchen und fand zunächst einen Weg, der viel weiter nach Westen führte. Zu diesem Zeitpunkt existierte hier bereits ein Tal, das aber wohl noch nicht so tief eingeschnitten war wie heute. Erst als die Gletscher abzutauen begannen, schwenkte die Weser in die Porta und vertiefte das Tal in der Folgezeit weiter. Von „Durchbruch“ zu sprechen, ist deshalb eigentlich etwas irreführend.

Nun kennen wir die Porta Westfalica von allen Seiten: von Westen, von Osten, von unten und von früher. Sie ist Touristenattraktion, Kurzentrum, Verkehrsknotenpunkt und Rohstoffquelle in einem. Und dabei gibt es hier bestimmt noch tausend andere Dinge, bei denen es sich lohnen würde, sie herauszufinden.

 

Wenn Ihnen die Tour gefallen hat, probieren Sie doch mal die anderen TERRA.trails. Oder stöbern Sie einfach auf unserer Website. Haben Sie weitergehende Fragen zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten? Auch dann helfen wir Ihnen natürlich gerne weiter.

Höchster Punkt
249 m
Zielpunkt

Parkplatz an der B482 (32457 Porta Westfalica) gegenüber dem Bahn-Haltepunkt "Porta Westfalica" nahe dem "Waldhotel Porta Westfalica" Findelsgrund 81, 32457 Porta Westfalica

Höhenprofil
© outdooractive.com

Ausrüstung

Helm, verkehrssicheres Rad, Fahrradkarte und/oder GPS Navigator ...

Sicherheitshinweise

Bitte achten Sie auf Wanderer und andere Verkehrsteilnehmer.

Tipps

Die Weserfähre ist fester Bestandteil dieser Tour. Sie fährt täglich außer montags und nur in den Monaten März bis Oktober. Bitte bei der Tourenplanung berücksichtigen!

https://www.faehre-amanda.de/preise-fahrzeiten/

 

Zusatzinfos

Natur- und Geopark TERRA.vita

Am Schölerberg 1

49082 Osnabrück

Telefon: 0541/501 4217

Telefax:0541/501 4424

Email: info@geopark.terravita.de

Internet: www.geopark-terravita.de


Anreise

Parkplatz an der B482 (32457 Porta Westfalica) gegenüber dem Bahn-Haltepunkt "Porta Westfalica" nahe dem "Waldhotel Porta Westfalica

Öffentliche Verkehrsmittel

Der Bahnhof Porta Westfalica liegt in unmittelbarer Nähe des Tourstarts. Verbindungen finden Sie im Fahrplan der Deutschen Bahn.

Parken

Parkplatz an der B482 (32457 Porta Westfalica) gegenüber dem Bahn-Haltepunkt "Porta Westfalica" nahe dem "Waldhotel Porta Westfalica


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