München: Auf den Spuren der Revolution von 1918/19

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Tourdaten
13,89km
507 - 532m
Distanz
54hm
48hm
Aufstieg
03:45h
 
Dauer
Kurzbeschreibung

Der Weg führt vom Hauptbahnhof durch die Stadt und den Englischen Garten, vorbei an Schauplätzen der Revolution von 1918/19.
Der folgende Text besteht aus der reinen Wegbeschreibung, sowie nummerierten Ausführungen zur Historie.

Schwierigkeit
leicht
Bewertung
Technik
Kondition
Landschaft
Erlebnis
Ausgangspunkt

München Hbf

Wegverlauf
Main train station
0,0 km
Ludwigsvorstadt
1,3 km
Hackerbrücke
3,6 km
Stiglmaierplatz
4,8 km
Lighthouse - Bibel. Musik. Feierabend.
5,0 km
Maxvorstadt
5,5 km
Theresienstraße
5,6 km
St. Joseph
5,8 km
Am alten nördlichen Friedhof
6,4 km
Marienplatz
11,9 km
Turm des Rathauses
11,9 km
Altstadt
12,0 km
München (519 m)
12,1 km
Karlsplatz (Stachus)
13,2 km
Main train station
13,8 km

Beste Jahreszeit
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Beschreibung

Die Wanderung beginnt am Hauptbahnhof, genauer gesagt am Bahnhofplatz östlich des Bahnhofs bei der Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof. Wir biegen links in die Bayerstraße ein und gleich wieder rechts in die Zweigstraße.

1. Zu unserer Linken befand sich der Mathäserbräu. In den riesigen Bierhallen wurden am 7. November 1918 ein Arbeiter- und ein Soldatenrat gewählt. Die Räte hatten die Aufgabe, das demokratisch gewählte Parlament zu beraten, damit dieses sich nicht von den Wählern entfremdete. Der Journalist und Schriftsteller Kurt Eisner wurde zum Vorsitzenden beider Räte bestimmt. In der folgenden Nacht rief er die Bayerische Räterepublik aus und erklärte die herrschenden Wittelsbacher für abgesetzt. Die Proklamation der Republik war am nächsten Tag auf Litfaßsäulen und in Zeitungen zu lesen. Der König war bereits am Abend nach Österreich geflohen und entband einige Tage später alle Beamten von ihrem Eid. Die Beamtenschaft wurde von der neuen Regierung übernommen.
In der Folgezeit tagten die Räte im Mathäser, berieten sich und diskutierten oft nächtelang. Damit alle bei einigermaßen klarem Verstand blieben, streckte man das Weißbier mit Zitronenlimonade. Obwohl sie das Sowjetische System nicht zum Vorbild nahmen, wurden die linken Revolutionäre, mit Bezug auf die Revolution vom Vorjahr, mit Russland assoziiert. So entstand die immer noch gebräuchliche Bezeichnung „Russ“ für das Biermischgetränk.
Der Umsturz stieß auf breite Zustimmung oder zumindest Akzeptanz in der Bevölkerung. Allerdings gab es auch solche, die gar nicht einverstanden waren. So erklärte der Gründer der Thule-Gesellschaft, eines 1918 gegründeten völkischen Geheimbundes: „Die gestrige Revolution, gemacht von Niederrassigen, um den Germanen zu verderben, ist der Beginn der Läuterung. Jetzt heißt es kämpfen, bis das Hakenkreuz siegreich aus dem Fimbulwinter aufsteigt!“ Der Fimbulwinter ist ein drei Jahre andauernder Winter in der nordischen Mythologie. Mit „Niederrassigen“ sind Juden gemeint. Die Behauptung, dass die Revolution Teil einer jüdischen Verschwörung gewesen sei, hielt sich hartnäckig, wurde im Zuge von Diffamierungskampagnen gegen die führenden Köpfe der Räterepublik von zahlreichen Zeitungen verbreitet und entwickelte sich zu einem zentralen Aspekt des nationalsozialistischen Geschichtsbildes. Trotz der antisemitischen Hetze der bürgerlichen Presse gegen ihn und seine Mitstreiter, verteidigte Eisner zeitlebens die Pressefreiheit.

Wir nehmen die nächste Straße, die Adolf-Kolping-Straße, nach rechts und wieder die nächste, die Schillerstraße, nach links. Nach etwa 250 Metern gelangen wir an das Haus mit der Nummer 34.

2. Hier hatte Eisner 1916 in der Gaststätte Zum Goldenen Anker wöchentliche Diskussionen von Kriegsgegnern etabliert, an denen unter anderem Oskar Maria Graf, Ernst Toller und Erich Mühsam teilnahmen.

Am Ende der Straße biegen wir nach rechts in die Nußbaumstraße und gehen geradeaus bis zur Theresienwiese. Dort angekommen geht es direkt auf die Bavariastatue zu.

3. Auf der großen Fläche demonstrierten 50.000 Menschen am 7. November 1918 für ein Ende des Ersten Weltkrieges. Ungefähr 2000 von ihnen – hauptsächlich Soldaten – zogen unter der Leitung Eisners zu den Münchner ­Kasernen und besetzten diese. Die meisten Soldaten in den Kasernen schlossen sich ihnen an und am Abend waren alle Kasernen in München in der Hand der Kriegsgegner. Anschließend befreiten sie Gefangene aus Militärgefängnissen und besetzten öffentliche Gebäude.

Vor der Treppe zur Bavaria wenden wir uns nach rechts am Rand der Theresienwiese entlang. An deren Ende gehen wir über den Bavariaring und unterhalb des Einkaufszentrums nach rechts auf der Straße Theresienhöhe bis zu einer Treppe, die wir hinaufsteigen. Oben weiter über eine Fußgängerbrücke und an einem 100 m langen Brunnen entlang. Anschließend überqueren wir die Bahngleise auf der schmiedeeisernen Hackerbrücke. Weiter geradeaus auf der Wredestraße, die im weiteren Verlauf Pappenheimstraße heißt, links am Circus Krone und der Spaten-Brauerei vorbei bis wir nach rechts in die Nymphenburger Straße abbiegen. Nach etwa fünf Minuten kommen wir am Löwenbräukeller mit seinem charakteristischen Türmchen mit dem spitzen Dach vorbei.

4. Im Löwenbräukeller forderte Kurt Eisner im Oktober 1918 auf einer USPD-Veranstaltung „die Beseitigung des Kaisertums und aller Monarchien, auch der bayerischen“.

Wir überqueren die Kreuzung, geradeaus auf die Säulen der Propyläen am Königsplatz zu. Wir biegen davor nach links in die Augustenstraße. Auf dieser bleiben wir nun einen Kilometer lang bis zum Josephsplatz. Vor der Kirche St. Joseph zweigt der Weg nach rechts in die Josephstraße ab. Hinter der Kirche gehen wir weiter geradeaus auf der Adalbertstraße am Alten Nordfriedhof entlang. Wir bleiben auf der Straße bis sie im rechten Winkel auf die breite Ludwigstraße trifft. Wir spazieren auf der Ludwigstraße einige Meter nach rechts, bis wir am runden Professor-Huber-Platz nach links schwenken, um am Brunnen vorbei auf der Veterinärstraße zum Englischen Garten zu gehen. An dem Park angekommen, geht es an einem Kiosk vorbei, etwa 50 Meter dahinter nach rechts, auf einer Brücke über den Schwabinger Bach und dann links am Monopteros vorbei. Danach über den Entenvolierbach und zwischen einem kleinen Kanal zur Rechten und Gebäuden des Biergartens am Chinesischen Turm bis wir auf eine Asphaltstraße treffen. Diese führt uns nach rechts, vorbei an der Orangerie, über den Eisbach und auf der Max-Joseph-Brücke über die Isar. Direkt hinter der Brücke zweigt unser Weg nach rechts in einen weiteren Teil des Englischen Gartens ab. Wir folgen dem Weg zwischen alten Bäumen am Fluss bis zum Friedensengel.

5. Von der Theresienwiese aus zogen die Demonstranten, die nicht an der Revolution beteiligt waren, am 7. November 1918 hierhin.

Wir überqueren die Isar auf der Luitpoldbrücke und wandern auf der Prinzregentenstraße an der Eisbachwelle vorbei. Hinter dem Haus der Kunst über die Von-der-Tann-Straße und nach links in den Hofgarten. Den durchqueren wir und gelangen durch das Hofgartentor an den Odeonsplatz. Gegenüber befindet sich das Odeon.

6. In dem ehemaligen Konzertsaal fand am 16. März 1919 die Trauerfeier für Kurt Eisner statt.

Es geht links an der Feldherrnhalle zur Rechten und dann am Nationaltheater zur Linken vorbei geradeaus bis zum Marienplatz.

7. Im Nationaltheater wurde im November 1918 die offizielle Revolutionsfeier begangen.
Am Marienplatz demonstrierten ab 1916 immer wieder Frauen und Kriegs-versehrte gegen den mit dem Krieg einhergehenden Hunger.

Wir überqueren den Marienplatz und biegen hinter dem Neuen Rathaus nach rechts in die Weinstraße, nach links in die Maffeistraße und gelangen an den Promenadenplatz.

8. An diesem Platz befand sich das Ministerium für Soziale Fürsorge. Deswegen demonstrierten hier im Januar 1919 etwa 2000 Kriegsinvalide und forderten die Einrichtung von Behindertenwerkstätten. Zwei Tage später zogen Erwerbslose in einem Demonstrationszug von der Theresienwiese auf den Promenadenplatz und einige von ihnen stürmten das Ministerium. Die Republikanische Schutztruppe eröffnete das Feuer und tötete mehrere Menschen.

Schon vor dem Bayerischen Hof geht es nach rechts in die Kardinal-Faul-
haber-Straße. In den Gehsteig ist eine unscheinbare Metallplatte eingelassen.

9. Sie erinnert an die Ermordung Kurt Eisners. Er wurde am 21. Februar 1919 an dieser Stelle von einem Adeligen erschossen, der wegen der jüdischen Herkunft seiner Mutter aus der antisemitischen Thule-Gesellschaft ausgeschlossen worden war. Nach eigenen Angaben wollte er mit der Tat seine völkische Gesinnung beweisen. Nach dem Mord wurde aus Angst vor einem Putsch ein dreitägiger Generalstreik angeordnet. Ein Mitglied des Arbeiterrates erschoss noch am Todestag Eisners einen Politiker im Landtag, weil er davon ausging, dass dieser für den Mord am Ministerpräsidenten verantwortlich war. Ein weiterer Mann starb im Chaos, das durch die Schüsse ausgelöst worden war.

Wir biegen nach links in die Prannerstraße, durchqueren das Maxtor und gehen nach links den Maximilianplatz entlang.

10. In dem Haus in der Prannerstraße 20, also links von uns, befand sich schon vor der Revolution der Landtag. Das Gebäude wurde im Zuge der Revolution besetzt. Am 8. November 1918 tagte hier zum ersten Mal der provisorische Nationalrat und ernannte eine Regierung – und Kurt Eisner zum Ministerpräsidenten. Der Nationalrat wurde mehrmals erweitert und bestand im Dezember aus Vertretern der Arbeiter-, Bauern-, Soldaten-, Handwerker- und Gewerberäte, des Rates geistiger Arbeiter, der Gewerkschaften und der Konsum- und Frauenvereine. Ein Arbeitsausschuss bekämpfte mit einem monatlichen Budget von fünf Millionen Mark einigermaßen erfolgreich die Arbeitslosigkeit sowie den Lebensmittel- und Brennstoffmangel.
Nach der Ermordung Eisners tagte hier der Rätekongress zwei Wochen lang ohne Unterbrechung. Dabei wurde der Zentralrat der bayerischen Republik ins Leben gerufen, welcher von nun an die Staatsgeschäfte leiten sollte. Daraufhin rief die Mehrheits-SPD den Landtag zusammen und ernannte eine Minderheitsregierung unter Führung von Johannes Hoffmann. Am 7. April riefen der Revolutionäre Zentralrat und der Revolutionäre Soldatenrat die sogenannte Räterepublik Baiern aus. Der Schriftsteller Ernst Toller wurde der neue Vorsitzende des Zentralrates. Ein gerechteres Hochschulprogramm wurde eingerichtet, eine von der Kirche unabhängige Einheitsschule für Sieben- bis Dreizehnjährige eingeführt, die Prügelstrafe verboten, sowie der Zölibat für Lehrerinnen abgeschafft. Zwölf Volksbeauftragte bildeten eine Regierung, die Bayern nach sozialistischen Idealen umgestalten sollte. Freiwillige konnten sich zur Roten Armee melden. Nun gab es also zwei konkurrierende Regierungen in Bayern: Die räterepublikanische Regierung und das mit dem deutschen Reich kooperierende Kabinett Hoffmann, das bald ins ruhigere Bamberg floh und von dort aus die Niederschlagung der Räterepublik koordinierte.

Am Wittelsbacher Brunnen überqueren wir die Straße nach rechts und gehen dann nach links weiter. Anschließend nach rechts in den Alten Botanischen Garten, am Neptunbrunnen vorbei und am Ende des Parks nach links in die Luisenstraße. Nun sind es nur noch wenige Meter bis zum Ausgangspunkt der Wanderung.

11. Am Hauptbahnhof kam es am 13. April 1919 zu Kämpfen, als die zur Bamberger Regierung loyale Republikanische Schutztruppe zu putschen versuchte. Der Putschversuch wurde von Arbeitermilizen der im Aufbau befindlichen Roten Armee verhindert. Daraufhin riefen die Betriebs- und Soldatenräte die zweite, eine kommunistische Räterepublik aus. Die gesetzgebende und vollziehende Gewalt wurde einem 15-köpfigen Aktionsausschuss unter der Führung Eugen Levinés übertragen. Leviné war ein Jude aus Russland, was zu einer Verstärkung der antisemitischen und rassistischen Hetze gegen die Räte-
republik führte. Als Reaktion auf die Hetzkampagnen wurde die Presse zensiert. Außerdem wurden dringend benötigter Wohnraum – hauptsächlich in Hotels – und Lebensmittel beschlagnahmt und ein Generalstreik angeordnet.
Der Pazifist Ernst Toller übernahm nur ungern das Oberkommando über die Rote Armee, hielt es allerdings für notwendig, die Räterepublik gegen die Truppen der Bamberger Regierung zu verteidigen. Die Regierung Hoffmann wurde von Reichstruppen und Freikorps aus ganz Deutschland unterstützt, die mit modernstem Kriegsgerät aus dem ersten Weltkrieg – beispielsweise Panzerautos und Flammenwerfer – ausgestattet waren. Nicht nur in Bezug auf die Ausrüstung war die Rote Armee den Regierungstruppen unterlegen, auch zahlenmäßig und was die militärische Ausbildung betraf.
Am 26. April war München umstellt von diesen Truppen, den Weißen Garden. Die USPD verlangte Verhandlungen mit Bamberg, um unnötiges Blutvergießen zu verhindern. Der kommunistische Aktionsausschuss stimmte dagegen und trat anschließend zurück. Nun blieben nur noch die Betriebs- und Soldatenräte als Revolutionsregierung übrig und versuchten mit der Bamberger Regierung zu verhandeln. Die lehnte das Friedensangebot ab und verlangte eine bedingungslose Kapitulation. Die Revolutionsregierung rief zu waffenlosen Protesten am 1. Mai auf. Genau am 1. Mai erfolgte die Invasion der Landeshauptstadt durch die Regierungstruppen. Obwohl in der hoffnungslosen Lage nur noch wenige Widerstand leisteten, gingen die Weißen Garden brutal vor. Die Zahl der in den folgenden Tagen getöteten variiert je nach Quelle stark, wird aber mit bis zu 1200 beziffert. In einem Bericht aus der „Neuen Zeitung” vom 3. Juni 1919 wird der Umgang von Weißgardisten mit Gefangenen folgendermaßen beschrieben: „Die Mädchen weinten nicht, sie wurden an die Wand gestellt und ... zuerst in die Fußknöchel und Knie geschossen, und erst dann, als sie zusammengebrochen waren, völlig erschossen.“
Nachdem die Räterepublik niedergeschlagen worden war, wurden harte Strafen gegen Revolutionäre verhängt und mehrere tausend Schnellverfahren eingeleitet, um auch die kleinsten Mitläufer ins Gefängnis zu bringen. Denunziationen waren an der Tagesordnung. Die siegreichen Freikorps wurden, obwohl der Versailler Vertrag es gefordert hätte, in München nicht aufgelöst. Aus ihnen entwickelte sich später die Wehrmacht. Viele Linke und Intellektuelle verließen München, während Rechte – insbesondere straffällig gewordene – in die Stadt zogen, wo sie kaum Repressalien zu befürchten hatten. Die bayerische Landeshauptstadt entwickelte sich zur sogenannten „Hauptstadt der Bewegung“ der Nazis.

Höchster Punkt
532 m
Zielpunkt

München Hbf


Alternativen

Zahlreiche Abkürzungen und fast überall eine Rückkehr zum Ausgangspunkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich.


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